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Meister Eckhart: Predigt 81 (DW III)

Enthalten in:Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Ms. germ. oct. 4
Sammlung geistlicher Betrachtungen aus dem Kreise der Mystiker, meist von Meister Eckhart selbst
lfd. Nr.:42
Foliierung:219v–228v
Verfasser:Meister Eckhart
Bezeichnung/Überschrift:Predigt 81 (DW III)
Texttyp:Predigt
Thema/Regest:Die Predigt legt den Leitvers in drei Schritten aus. Dabei steht zunächst der snelle vluz, danach die stat, schließlich der nutz, also die Deutung des ervröuwet im Zentrum. Das Schwergewicht liegt auf dem Verständnis des Einfließens der Gnade und des Hl. Geistes in die Seele. Wäre die Seele bereit dazu, würde sie vom Hl. Geist erfüllt wie von einem rauschenden Fluss. Dies geschieht, wo die Seele in ihrem Inneren geeint und nach außen verschlossen ist. Das folgende Beispiel erläutert diesen Gedanken: Ein Gegenstand bildet sich nur dort ab, wo das Abbildende konzentriert und dicht ist (dies ist beim Auge und beim Spiegel der Fall), nicht aber dort, wo etwas, wie die Luft, durchlässig ist. Ebenso erfüllt Gott die Seele nur, wenn sie nicht durchlässig, also konzentriert und in sich eins ist. Dazu muss das Herz des Menschen beständig sein in allen Werken, was aber nicht heißt, dass der Mensch nicht innerlich bewegt werden darf in seinem Verhältnis zur Welt. Es besagt vielmehr, dass er alles wirken muss, ohne dabei sündhaft zu werden und ohne vom eingeschlagenen Weg abzukommen. Ist dies der Fall, wohnt Gott in der Seele. Dann will die Seele nur das Lauterste, ohne sich auf kreaturhafte Weise, also kraft kreaturhafter Intentionalität zu entfalten. Dann fließt Gott in der Gnade des Hl. Geistes, also über allen anderen Wirkungen der Gnade, unmittelbar in die Seele und bildet diese nach sich selbst. Die Seele wird in dieser unmittelbaren Wirkung Gottes zum Bild der Trinität, die sich in sie einprägt. Nichts Vermittelndes, weder das Wort des Predigers noch das Mitwirken eines Engel, tritt hier zwischen Gott und die Seele. Selbst das Licht der Gnade ist der Seele hier zuwider, insofern es eben Licht und also etwas Vermittelndes ist. Sie nimmt es allein wahr, weil das Licht der Gnade ein ist mit der Gnade und also auch mit Gott. Der Seele, die Gott so empfängt, wird – erstens – alles, zuwider, was nicht Gott ist, und sie überschreitet – zweitens – alles, was über ihr ist. Zur Ruhe kommt sie erst dort, wo sie Gott gleich ist, sich Gott ganz in sie ergießt und sie in die vollkommene göttliche Freiheit eingeht. Dies geschieht, wenn sie – drittens – ins Lustvollste eingeht, das in der vollkommenen Gleichheit besteht, in der die Seele in Gott sich selbst hervorbringt. Diese Gleichheit ist die Bedingung der Nachfolge Gottes, und der Mensch erkennt sie an sich, wenn er in derselben Weise wie Gott sein Gutsein allem anderen mitteilt und darin überfließt. Im Schlussteil kommt Eckhart mit der Deutung von Hebr 13,9 nochmals auf die Beständigkeit des Menschen zurück, die bereits im zweiten Abschnitt angesprochen worden ist. Diese Beständigkeit erlangt, wer das Herz in der Gnade auf das Gute auzurichten vermag. Die Funktion des Herzens ist denn auch mit dem Himmel zu vergleichen. Wie dieser Ursache aller Bewegung ist, ist das Herz Ursache aller Bewegung des Körpers. Und wie der Himmel durch den Engel bewegt wird, so soll der Mensch durch die Gnade Gottes bewegt werden, der sich darin, wie der Engel dem Himmel, der Seele unmittelbar einprägt. Dies geschieht, wo der Mensch in seinem Willen das Vollkommene will. (Largier II, S. 724f.)
Bibelstellen:Ps 45,5
Schlagworte:
  • Gnade
  • Heiliger Geist
Edition:Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW III, 81.
Literatur:
  • Largier, N. (Hg.), Meister Eckhart, Werke, Bd. II (Deutscher Klassiker Verlag im TB 25), Frankfurt a.M. 2008, S. 723–727.
  • Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW III, S. 393f.
  • Zum Brunn, É., Dieu n'est pas être, in: Maître Eckhart à Paris. Une critique médiévale de l'ontothéologie (Bibliothèque de l'école des hautes études, Sciences religieuses, Bd. 86), Paris 1984, S. 84–108, hier S. 84.
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Eingestellt am: 19. Mai 2010 13:34
Letzte Änderung: 20. Mär 2012 19:10
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